Lea Dora Illmer

«I bi scho blutt»

In: ooo.place

Datum: November 2024

Es gibt nicht viele Orte in Basel, an denen ich nackt sein darf. Einer ist am Rhein, an meinem geheimen Strändli am Kleinbasler Rheinufer zwischen Tinguely-Museum und Wettsteinbrücke. Ein frei zugängliches Fischerhäuschen. Den Strandabschnitt nennt man FKK-Ufer. Meist fühle ich mich wohl an meinem geheimen Strändli, auch wenn ausser mir fast nur nackte Männer dort sind. Einer liest Zeitung und informiert ungefragt über das Wetter, ein anderer macht Yoga.

Das Sunnebeedli auf dem Margarethenhügel ist ein zweiter Ort, wo Nacktsein erlaubt ist. Allerdings nur in geschlechtergetrennten Bereichen und nur zum Sonnen – nackt schwimmen ist verboten. Ausserdem herrschen ein Fussballverbot und ein Lärmverbot,. Im Fraueli, dem Frauenbereich des Eglisee-Bads, ist Oben-ohne-sein ausdrücklich erlaubt. Ganz blutt ist aber untersagt, genauso Kinder unter 16 Jahren (Säuglinge ausgenommen). Sind diese Orte, die etwas allgemein Verbotenes erlauben, wiederum besonders anfällig, das Alltägliche zu verbieten?